D 2015
Regie und Drehbuch: Ulrike Grote
Darsteller: Natalie Wörner, Karoline Eichhorn, Julia Nachtmann, Christian Pätzold, Ulrich Gebauer
Heilandzack“ flucht Pfarrer Schäuble genervt, als bei der Predigt wieder einmal der Regen durch das marode Dach seiner Kirche tropft. Kleine Sünden straft der Herr sofort, prompt fliegt dem Seelsorger ein Ziegel an den Kopf. Das Gotteshaus stürzt zusammen wie ein Kartenhaus. Und damit auch das Lügengebäude des Geistlichen. Der ehrenwerte Herr Schäuble hat die Gelder zur geplanten Renovierung längst heimlich versoffen. Aus Scham will der verzweifelte Sünder sich vom Dach der Ruine stürzen. Zum Glück eilen seine Schäfchen spontan zur Rettung Besser noch: Die traditionell verfeindeten Dorfbewohner von Unter- und Oberrieslingen begraben das Kriegsbeil und wollen mit vereinten Gesangeskräften im fernen Hamburg einen Musik-Wettbewerb gewinnen, um mit der Sieger-Prämie ihre Kirche wieder aufzubauen. So ganz hält der neue Frieden freilich nicht. Immer wieder lodern kleine Scharmützel unter den Sturköpfen auf. Bei den Liebschaften zwischen den Familien Häberle und Rossbauer knirscht es noch immer chronisch. Zum Beziehungsknatsch gesellt sich eine elementare Frage der Ehre: Wer darf beim großen Auftritt die Sängerin des „Saitenwürstle-Blues“ stellen? Reichlich Stoff für Zoff also beim gemeinsamen Road-Trip in Richtung Norden.
In Sachen Story geht es, zugegeben, schwäbisch sparsam zu. Aber welche Komödie braucht schon großartig eine Handlung, wenn sie solche grandiosen Helden hat? Schräge Figuren der liebenswerten Art können sich gefahrlos durch jedes Klischee-Gestrüpp bewegen, ohne dass es plump und peinlich wirkt. Da darf obendrein die Zeit ein bisschen stehengeblieben sein und die Ausstattung im Retro-Look glänzen. Beim Oldtimer-Omnibus fehlen eigentlich nur Heinz Erhardt und Theo Lingen noch auf der Passagierliste.
Das bestens aufgelegte Ensemble hat sichtlich Spaß an diesen Typen, allen voran Publikumsliebling Natalie Wörner, die als Maria diesmal neben dem Talent zum Traktor fahren auch ihre Sangeskünste unter Beweis stellen darf und zur eifersüchtigen Diva mutiert. Sabine Hahn übernimmt als kiffende Oma zuverlässig die running gags, derweil sich der beim letzten Streich eingewanderte Robert Redford-Doppelgänger abermals ein kleines Stelldichein gibt.
Als größtes Pointen-Pfund erweisen sich erneut die Sprüche. „Au dünne Schpätzla gebat an breida Arsch“ könnte als Graffiti am Prenzlauer Berg fast ebenso taugen wie „Gangat nach Vaihinga und lassat mi’ in Ruh!“. Das überragende Paradebeispiel minimalistischer Mundart mit maximaler Wirkung ist schließlich dieser Dialog: „Hemmer no an Hefezopf?“ – „Noi.“ – „Scheiße!“. Solch selbstironischer Charmeoffensive dürften selbst Schwabenhasser kaum widerstehen.
Dieter Oßwald
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