Regie: Joël Vanhoebrouck
Buch: Jean-Claude van Rijckeghem, Pat van Beirs
Darsteller: Sara De Roo, Axel Daeseleire, Koen De Bouw, Barbara Sarafian, Filip Peeters, Mathijs Scheepers
14. Februar. Langsam füllt sich das kleine Restaurant mit dem für den Abend treffenden Namen „Brasserie Romantiek“. Allerdings hat sich die Chefin Pacaline (Sara De Roo) den Verlauf ein wenig anders vorgestellt. Nicht nur liefert sie sich mit ihrem ehrgeizigen Küchenchef Angelo (Axel Daeseleire), der nach einer zweiten „Kochmütze“ vom Gault & Millau giert und ihr Bruder ist, die üblichen Scharmützel. Gleich der erste Gast bringt sie völlig aus dem Konzept. Frank (Koen De Bouw) ist ihre große Jugendliebe. Und er fragt sie, ob sie mit ihm nach Buenos Aires geht, wo er jetzt lebt! An einem anderen Tisch haben sich die Stammgäste Roos (Barbara Sarafian) und ihr Mann Paul (Filip Peeters) in den Schützengräben einer Ehe verschanzt, die längst am Ende ist. Roos hat für den großmäuligen Auto-Händler nur noch Verachtung übrig, kann sich aber doch nicht von ihm trennen. Währenddessen wartet der einsame und schüchterne Walter (Mathijs Scheepers) mit feuchten Händen auf sein Date
Regisseur Joël Vanhoebrouck ist nicht wirklich ein Neuling im Filmgeschäft, er hat schon zahlreiche Episoden für zwei belgische Krimiserien inszeniert. Für sein erstes Kinoprojekt hat er sich ein ganz anderes Genre ausgesucht. Und er beschränkt das Geschehen fast völlig auf die Küche und den Gastraum des Film-Restaurants. Diese Beschränkung erweist sich als reizvolle Reduktion, die die Aromen der Geschichte umso intensiver hervortreten lässt.
Beinahe in Echtzeit folgt er den verschiedenen Dramen, die sich langsam entfalten. Dabei kontrastiert er das Chaos und die explodierenden Emotionen in der Küche mit dem nach außen hin gesitteten Benehmen der Figuren an den Tischen. Das ist nicht nur handwerklich vorzüglich angerichtet, es prallen so auch zwei Welten aufeinander, die sich im Lauf der Geschichte ineinander verschränken. Überhaupt liegt in dem Gegensatz zwischen äußerem Erscheinungsbild und innerem Tumult, zwischen dem Bemühen um Kontrolle im öffentlichen Raum und seelischer Erschütterung eine Spannweite, die immer wieder für Überraschungen sorgt. Vor allem an der Figur von Walter, der sich im Spiegel des Waschraums immer wieder in einen Aufschneider verwandelt, wird dieser Vorgang sinnfällig.
Stellenweise sind Regie und Drehbuch zu überdeutlich, wenn sie die innere Verfassung seiner Helden sichtbar machen wollen. Weniger Gewürz wäre hier mehr gewesen. Und der Film kann auch nicht mit den großen Entdeckungen aus Flandern wie „Bullhead“ und „The Broken Circle“ mithalten. Das will er aber auch gar nicht. „Brasserie Romantiek“ ist eine wundervolle Liebeskomödie, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Das Team samt der durchweg wunderbaren Schauspieler schafft es, sogar dem eigentlich unerträglich kommerzialisierten Valentinstag neue Nuancen abzuringen. Süßlicher Kitsch jedenfalls wird vielleicht woanders serviert, hier nicht.
Oliver Kaever
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