Sondervorstellung: „Die letzten Gigolos“
am Sonntag, 01.02.15, 18:50 Uhr
Wir begrüßen den Regisseur STEPHAN BERGMANN
Deutschland 2014
Buch und Regie: Stephan Bergmann
Kamera: Janis Mazuch
Musik: The Embassadors
Heinz und Peter tragen vielleicht Allerweltsnamen, aber die beiden eleganten Herren üben auch mit über 70 Jahren noch eine ganz besondere Tätigkeit aus: Sie sind bei Kreuzfahrten dafür zuständig, die ledigen Damen oder solche, deren Anhang mit dem Tanzboden auf Kriegsfuß stehen, zu einem Tango oder Samba zu verführen. Mehr aber auch nicht! Bei einer Reise über die Kanaren und die Kapverden nach Gambia begleitet sie der in Österreich geborene Filmemacher Stephan Bergmann mit der Kamera bei der Arbeit. In einfühlsamen Interviews bringt er die grau melierten Kavaliere zum Sprechen. Schmunzelnd berichtet etwa Heinz davon, dass er irgendwann die Nase voll davon hatte, als Manager bis zur Erschöpfung zu arbeiten und entdeckte, dass das Leben noch mehr zu bieten hat. Bei den Gesprächen kommt aber auch zutage, dass die Menschen ihre Lebensgeschichte mit an Bord bringen. So wie die energiegeladene Babs, die ihren Mann vor Jahren verlor, nachdem sie ihn 15 Jahre lang gepflegt hatte.
Bei den vielen Dokus, die ins Kino kommen, stellt sich immer wieder die Frage: Müssen die alle dort laufen? Ist nicht das Fernsehen der geeignetere Ausstrahlungsort? „Die letzten Gigolos“ wurde zwar vom Kleinen Fernsehspiel des ZDF produziert, aber ganz schnell wird klar, dass der Film die große Leinwand spielend ausfüllt. Bergmann arbeitet mit Cinemascope und Gegenlicht, mit Zeitlupe und einem raffinierten Tonschnitt, der die Bilder zusätzlich größer erscheinen lässt. Vor allem mit der Zeitlupe hält er die Geschichte immer wieder an, gibt ihr Zeit, sich zu entwickeln und dem Zuschauer zum Reflektieren.
Dabei kann zu Beginn schon der Eindruck entstehen, der Regisseur suche nur schöne Bilder und bleibe allzu sehr an der Oberfläche. Nun mag man zu Kreuzfahrten stehen, wie man will – es ist sicher nicht Bergmanns Anliegen, sie in Bausch und Bogen zu kritisieren. Er bleibt tatsächlich vorsichtig und wirft einen Blick in eine Welt, für die Medien sich sonst nicht sehr interessieren: die der alten Menschen. Er entdeckt Kavaliere der alten Schule, die noch eine perfekte Verbeugung beherrschen und genau über die Farbwirkung ihrer Krawatten informiert sind. Und Damen, die den Narben des Lebens trotzen und in manchen Einstellungen fröhlich giggeln wie junge Mädchen.
Dennoch grundiert eine melancholische Grundstimmung diesen Film, in dem das Wissen zum Tragen kommt, dass die wahren Höhepunkte des Lebens schon vorüber sind und es jetzt auf das Ende zugeht. Die Tragik, die darin liegt, fängt Bergmann mit wunderbar unaufgeregten Kadragen auf. In den letzten 15 Minuten kommt er fast ohne Dialoge aus und lässt gänzlich die Bilder sprechen. Ein weiterer Beweis dafür, dass sein Film am besten im dunklen Kinosaal wirkt.
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