OT: The Two Faces of January
USA 2013
Regie: Hossein Amini
Buch: Hossein Amini, nach dem Roman von Patricia Highsmith
Darsteller: Viggo Mortensen, Kirsten Dunst, Oscar Isaac, Daisy Bevan, Babis Chatzidakis, Pat Hillard
Länge: 96 Minuten
Schon der Titel deutet es an: Es geht um Janus, den doppelköpfigen römischen Gott, wobei die beiden männlichen Hauptfiguren Chester (Viggo Mortensen) und Rydal (Oscar Isaacs) alles andere als Götter sind.
Rydal, ein jüngerer Amerikaner, treibt sich in Griechenland rum, arbeitet als Fremdenführer und betört mit seinem Charme und seinem markanten Äußeren junge Damen der besseren Gesellschaft, die er schon mal um ein paar Dollar erleichtert.
Ihm gegenüber steht der ältere Chester, der sich nicht mit kleinen Betrügereien aufhält, sondern mit größeren: Mit windigen Geschäften hat er viel Geld verdient, hat dabei aber dummerweise auch einige richtige Gangster betrogen. So befindet er sich nun auf der Flucht, einer sehr mondänen Flucht allerdings, in teuren Hotels und guten Anzügen, die auch notwendig sind, um seine junge Frau Colette (Kirsten Dunst) bei Laune zu halten.
Die Geschichte beginnt in Athen 1962. Zwei Männer treffen aufeinander, die im Gegenüber eine verwandte Seele entdecken, die nicht umsonst als Vater und Sohn durchgehen könnten und dies auf ihrer Reise, die bald zur Flucht wird, auch tun. Denn in Gestalt eines Detektivs hat die Vergangenheit Chester eingeholt, eine Rangelei führt zum Tod des Detektivs und zur Flucht nach Kreta. Dort sollen Chester und Colette neue Pässe bekommen, begleitet von Rydal, der vom Versprechen auf viel Geld gelockt wird, vor allem aber von der Aussicht, Colette den Armen des Älteren zu entwinden. In den antiken Ruinen von Knossos, wo der Legende nach der Minotaurus im Labyrinth hauste, kommt es zum nächsten Unglück, zur endgültigen Katastrophe, die für einen der Männer nur mit dem Tod enden kann.
Er sei von der menschlichen Schwäche der Charaktere fasziniert gewesen, sagt Hossein Amini, der bislang durch seine Drehbücher zu Filmen wie „The Wings of the Dove“ oder „Drive“ bekannt war und mit „Die Zwei Gesichter des Januars“ ein atmosphärisches Regiedebüt vorlegt. Und tatsächlich hat man es hier nicht mit moralisch einwandfreien Figuren zu tun, aber auch nicht mit hartgesottenen Kriminellen. Ähnlich wie Patricia Highsmiths berühmteste Figur Tom Ripley, sind auch Rydal und vor allem Chester ambivalente Figuren, voller Begierden und Schwächen.
Neben den Darstellern überzeugt vor allem die Atmosphäre, die Amini kreiert, das Griechenland der frühen 60er Jahre, sonnendurchflutete Ruinen, markante Kleidung, malerische Dörfer und Strände. Doch nie verliert sich „Die Zwei Gesichter des Januars“ in Postkartenbildern, sondern kontrastiert das schöne Äußere mit dem düsteren Inneren seiner Figuren, die bis zum kathartischen Ende um ihr Seelenheil kämpfen.
Michael Meyns
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