Frankreich, BRD 2013
Regie: Arnaud des Pallières
Darsteller: Mads Mikkelsen, Bruno Ganz, Denis Lavant, Mélusine Mayence, David Kross, Sergi Lopez, David Bennent
Länge: 122 Min.
Regisseur Arnaud des Pallières verlegt die Handlung aus dem 16. Jahrhundert von Brandenburg und Sachsen in die Cévennen, eine karge, raue Region. Das bringt am Rande mit sich, dass Denis Lavant einen (nicht so genannten) Luther in einem wichtigen und auch hier großartigen Dialog spielen darf. Dass die Region und das Herrscherhaus in der französischen Geschichte für einen anders mörderischen Religionskonflikt steht, die Bartholomäusnacht folgt am 23. August 1572. Aber auch ansonsten ist der Transfer überaus gelungen: Man sitzt schließlich angesichts eines terroristischen Übermaßes an Gerechtigkeit mit dem gleichen Schauder im Kino wie im Theater oder vor dem Buch. Mads Mikkelsen trumpft auch mit französischem Text und ein paar deutschen Sätzen (im Original) auf. Es bleibt ein großes Unrecht, dass „Michael Kohlhass“ im Wettbewerb von Cannes völlig untergegangen ist.
Vor allem die intensive Gestaltung und das exzellente Spiel geben dieser Kohlhaas-Variante ihr eigenes Existenz-Recht: Die Kamera von Jeanne Lapoirie lässt sowohl ruppige Landschaften als auch bedrückende Innenszenen eindringlich erleben. Im Gegensatz zu den deutschen Text-Anteilen sind die deutschsprachigen Schauspieler eher Randfiguren: Bruno Ganz, der größte Führer-Darsteller aller Zeiten, spielt nur die kleine, aber im moralischen Gespinst und der Schlussszene sehr wichtige Rolle des Gouverneurs. David Bennent stimmig die des geschundenen Knechtes und David Kross den Pater, der sich um Kohlhaasens Tochter kümmert. Bemerkenswert auch das prägnante Rebellen-Ensemble unter anderem mit Sergi Lopez, der die räumliche Nähe zu Spanien sprachlich voll ausspielen darf.
Letztendlich gibt Arnaud des Pallières der eindringlichen Kleistschen Warnung vor maßloser Gerechtigkeit ein unerwartetes, aber starkes neues Gesicht. Dabei ist nicht nur ein wiedermal überragender Mads Mikkelsen eine Attraktion und ein Grund ins Kino zu gehen.
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